Neue Philharmonie München September 2018
28.09.2018
20:00 Uhr
Loisachhalle, Wolfratshausen
28.09.2018
20:00 Uhr
Loisachhalle, Wolfratshausen

Programm

Don Juan, Tondichtung nach Lenau Orchester Op.20
Richard Georg Strauss
Don Juan, Tondichtung nach Lenau Orchester Op.20
Richard Georg Strauss

1. Leitmotiv und Thema Don Juans
2. Liebelei und Umgarnen
3. erste Liebesszene
4. Don Juan erlebt Abenteuer
5. Umgarnen
6. zweite Liebesszene
7. Sieger-Motiv
8. Maskenball
9. Schwertkampf
10. Erkenntnis und Tod

 

Richard Strauss stellte seiner 1889 in München vollendeten Tondichtung die folgenden 1844 gereimten Verse aus dem Fragment gebliebenen Don Juan von Nicolaus Lenau (1802 - 1850) voran:

 

„Den Zauberkranz, den unermeßlich weiten,
Von vielfach reizend schönen Weiblichkeiten
Möcht' ich durchziehn im Strome des Genusses,
Am Mund der letzten sterben eines Kusses.
O Freund, durch alle Räume möcht' ich fliegen,
Wo eine Schönheit blüht, hinknien vor jede
Und, wär's auch nur für Augenblicke, siegen.

 

Ich fliehe Überdruß und Lustermattung,
Erhalte frisch im Dienste mich des Schönen,
Die einzle kränkend schwärm' ich für die Gattung.
Der Odem einer Frau, heut Frühlingsduft,
Drückt morgen mich vielleicht wie Kerkerluft,
Wenn wechseind ich mit meiner Liebe wandle
Im weiten Kreis der schönen Frauen,
Ist meine Lieb' an jeder eine andre;
Nicht aus Ruinen will ich Tempel bauen.
Ja! Leidenschaft ist immer nur die neue;
Sie läßt sich nicht von der zu jener bringen,
Sie kann nur sterben hier, dort neu entspringen,
Und kennt sie sich, so weiß sie nichts von Reue,
Wie jede Schönheit einzig in der Welt,
So ist es auch die Lieb' der sie gefällt,
Hinaus und fort nach immer neuen Siegen,
So lang der Jugend Feuerpulse fliegen!

 

Es war ein schöner Sturm, der mich getrieben,
Er hat vertobt und Stille ist geblieben.
Scheintot ist alles Wünschen, alles Hoffen;
Vielleicht ein Blitz aus Höh', die ich verachtet,
Hat tödlich meine Liebeskraft getroffen,
Und plötzlich ward die Welt mir wüst, umnachtet;
Vielleicht auch nicht; — der Brennstoff ist verzehrt,
Und kalt und dunkel ward es auf dem Herd.”

 

Richard Strauss dirigierte die Uraufführung seines Don Juan in seiner Eigenschaft als Großherzoglich Sächsischer Kapellmeister am 11. November 1889 in Weimar selbst, und schrieb am 15. November Tage an den Vater: „Was soll ich über ‚Don Juan' noch schreiben, ihr hättet hören müssen, ich selbst konnte den (nach Aussage aller) zauberhaften Klang nicht so recht von meinem Pulte aus beurteilen, doch so viel ist sicher, daß ich mich in der Berechnung der Effekte, Orchesterbehandlung nirgends getäuscht habe. Das Blech ist sehr schwer und anstrengend, klang aber nirgends brutal, sondern durch die drei Trompeten und die polyphone Behandlung viel milder als in früheren Sachen. Wundervoll klang das Oboensolo mit den vierfach geteilten Kontrabässen und Sordinen [Dämpfer], die Hörner mit Sordinen, ebenso das glühende Mittelthema in H-dur. Merkwürdig ist mir immer noch der durchschlagende Erfolg beim gesamten Publikum, so einstimmig habe ich ihn noch bei keinem Werke von mir erlebt. Auch das Orchester war, nachdem es sich von seinem ersten Schrecken erholt hatte, sehr entzückt von dem Werke.”

 

 

Horn Concerto c-moll Op.8
Franz Joseph Strauss
Horn Concerto c-moll Op.8
Franz Joseph Strauss

Franz Joseph Strauss wurde am 26. Februar 1822 als Sohn des Gendarmen Johann Urban Strauss (1800 - 1859) und Maria Anna Kunigunde Walter (1800 - 1870) in Parkstein geboren. Seine Mutter war die Tochter des Parksteiner Türmers Michael Walter Senior und beherrschte wie ihre drei jüngeren Brüder viele Musikinstrumente, die ebenfalls den Beruf des Türmers bzw. Stadtmusikers ergriffen und deren Nachkommen später zu den besten Instrumentalisten der Münchner Hofkapelle gehörten. Im Textteil zur Bildmonographie von Richard Strauss hat der Musikwissenschaftler Richard Petzoldt (1907 - 1974) einen Vergleich zur Bach-Familie hergestellt: „Die Familie Walter, der seine Mutter entstammte, hatte, in gewisser Weise der Familie Bach ähnlich, nur Türmer, Geiger, Oboisten und Opernsängerinnen zu Mitgliedern, und in der Türmerstube des oberpfälzischen Städtchens Parkstein war auch Franz Joseph Strauss im Jahre 1822 geboren worden. Auf allerlei Instrumenten heimisch, hatte sich der Jüngling sein Brot als Tanzmusiker und zeitweise als Nabburger Türmergehilfe [bei seinem Onkel Michael Walter Junior (1802 - 1877)] verdient, bis er durch Empfehlung eines Verwandten in die Kapelle des Herzogs Max in München aufgenommen wurde.”
(Richard Petzoldt: Richard Strauss – Leipzig 1962, S. 7f.)

 

Heute können wir uns den Werdegang vom sozial wenig angesehenen Türmergesellen zum Solohornisten der Münchner Hofkapelle und Professor an der Akademie der Tonkunst nicht mehr vorstellen. Anderenorts wurden die Türmer zumeist Stadtpfeifer genannt: „Der Bildungsgang eines Stadtpfeifers war so beschwerlich, wie sein Dienst auf dem Turm im Winter kalt und bei Gewitter gefährlich war. Der Unterricht hingegen war meist dürftig, der Meister roh, das Lernen auf vielen Instrumenten konnte nicht anders als oberflächlich sein. (...) Noch am Ende des 18. Jahrhunderts mußten die Stadtpfeifer auf vielen Instrumenten geübt sein. Ein Leipziger Stadtpfeiferaspirant war 1796 gehalten, die Violinstimme eines Trios, ein Waldhornkonzert, die konzertierende Choralstimme auf der Zugtrompete und dem Kontrabaß und einen ‚simplen' Choral auf allen vier Sorten Posaunen vorzuspielen.
(Hans Engel: Musik und Gesellschaft. Bausteine zu einer Musiksoziologie. - Berlin 1960, S. 215)

 

Richard Strauss (1864 - 1949) schrieb in seinen Erinnerungen an meinen Vater über ihn: „Durch eine schwere Jugend war mein Vater im Charakter verbittert worden. Früh Waise geworden, kam er zu seinem Onkel [Michael] Walter in Nabburg, der dort Türmerdienste versah und ein harter, strenger Mann gewesen sein muß. Mein Vater mußte viele Nachtwachen für ihn versehen, während welcher er für sich ein wenig Latein betrieb. (...) Mein Vater war sehr jähzornig: mit ihm zu musizieren war immer ein etwas aufregendes Vergnügen. Er hatte einen untrüglichen Sinn für richtiges Zeitmaß. (...) Aber gut musizieren habe ich von ihm gelernt, wenn ich unzählige Male die schönen Mozartschen Hornkonzerte und Beethovens Hornsonate begleiten musste. (..) Er war auch ein guter Violinspieler, wirkte zur Zeit, als seine geschwächte Lunge ihn am Hornblasen hinderte, jahrelang als Bratscher im Münchner Solo-Streichquartett.
(Richard Strauss: Betrachtungen und Erinnerungen.- Zürch 1949, S. T56ff)

 

Durch die Empfehlung seines Onkels Joseph Walter (1806 - 1872), der bereits in München in der private Kapelle von Herzog Max in Bayern (1808 - 1888), dem Vater der späteren Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837 - 1898) auch Sisi genannt, tätig war wurde Franz Strauss 1837 zunächst als Gitarrist eingestellt. Herzog Max war ein begeisterter Zitherspieler und zu seinen weiteren Hausmusikern gehörte der Zither-Virtuose Johann Petzmayer (1803 - 1884). Strauss dürfte dort wohl auch eines der kürzlich angeschafften Hörner gespielt haben, denn aus dem Nachlass in Schloss Possenhofen wurden 2010 in München 10 Naturhörner versteigert, gefertigt im Zeitraum von 1827 bis 1839 in der Werkstatt von Christian Gottlob Eschenbach (1767 - 1858) im vogtländischen Neukirchen. 1847 wechselte Franz Strauss als Eleve in das Hoforchester. Nach den dortigen Regularien wurden Eleven nicht etwa nach Gutdünken sondern mit der folgenden Begründung eingestellt: „Damit für die Zukunft solche junge Musiker nachgezogen werden, welche, schon an das hiesige Ensemble und den hier eingeführten Gang des K[önglichen] Dienstes gewöhnt, bei ihrer seiner Zeit erfolgenden Anstellung als wirkliche Hofmusiker gleich wirksam ins Ganze eingreifen können und mit dem Repertoire schon völlig vertraut sind.”

 

Der Eleven-Status ohne Einkommen konnte sich über mehrere Jahre bis zur Vakanz einer Stelle hinziehen. Strauss wurde aber bereits ein Jahr später zum Hofmusiker ernannt. In Der Bayerische Landbote vom 5. Juli 1851 wurde unter den Familiennachrichten die Eheschließung von „Franz Strauß, k. Hofmusikus v[on] h[ier] mit Elise Seiff. Musikmeisterstochter v. h.” in der St. Bonifazius-Pfarrkirche angezeigt. Als die verheerende Choleraepidemie München während der Allgemeinen Deutschen Industrie-Ausstellung im Sommer 1854 heimsuchte, überlebte Franz Strauss als Einziger seine junge vierköpfige Familie. Erst neun Jahre später wurde er mit Josephine Pschorr (1838 - 1910) getraut, einer Tochter von Georg Pschorr Senior (1798 - 1867) und Juliana Pschorr (1809 - 1862) geb. Riegg und heiratete damit in die großbürgerliche Bierbrauerfamilie ein. Am 11. Juni 1864 wurde der Sohn Richard Georg Strauss geboren, drei Jahre später die Schwester Johanna (1867 - 1966). In diese für den Vater familiär glückliche Zeit fiel die Komposition seines Hornkonzertes opus 8, das er 1865 in einem Akademiekonzert aufführte. Von Hans von Bülow (1830 - 1894) als Joachim auf dem Waldhorn bezeichnet wurde er 1871 Hornlehrer an der Königlich bayerischen Musikschule und lehrte über seine Pensionierung als Kammermusiker im Jahre 1889 hinaus bis 1892 als Professor an der Königlichen Akademie der Tonkunst. In den vier Jahrzehnten vor seinem Tod am 31. Mai 1905 galt seine besondere Fürsorge und Anteilnahme der sorgfältigen musikalischen Ausbildung seines Sohnes und dessen Entwicklung als Komponist und Dirigent eigener Werke.

 

Doppelkonzert a-Moll für Violine, Violincello und Orchester Op.102
Johannes Brahms
Doppelkonzert a-Moll für Violine, Violincello und Orchester Op.102
Johannes Brahms

„Aimez-vous Brahms” war 1959 der Titel eines Roman-Bestsellers der französischen Autorin Frangoise Sagan (1935 - 2004), der auch in Deutschland unter dem Titel „Lieben Sie Brahms?” zu einer Redewendung wurde, zugleich aber auch die Schwierigkeiten des Bildungsbürgertums mit der Musik des Komponisten zum Ausdruck brachte. Schon zu Lebzeiten galt die Musik des im ärmlichen Gängeviertel von Hamburg als Sohn eines Kontrabassisten geborenen Johannes Brahmes als nicht leicht rezipierbar. Seinem Klavier- und Kompositionslehrer in Hamburg Eduard Marxsen (1806 - 1887), bei dem der Zehnjährige Unterricht erhalten hatte, blieb Brahms sein Leben lang freundschaftlich verbunden und fragte ihn noch als etablierten Komponisten immer wieder um Rat, wenn ihn Selbstzweifel plagten. Seine Zeitgenossen taten sich mit seiner Musiksprache schwer, wie wir den Ausführungen von Hermann Kretzschmar (1848 - 1924) in seinem Führer durch den Concertsaal aus dem Jahre 1887 entnehmen können; „Brahms ist unter allen Sinfonikern unsers Jahrhunderts der Einzige, welcher Beethoven in der Logik und Oekonomie des Satzbaues, in der ununterbrochenen Gediegenheit des Materials und der Arbeit, in dem vornehmen Verzicht auf das Conventionelle erreicht. Seine Werke, naturgemäß die Sinfonien voran, sind deshalb auch nicht durchweg leicht zu geniessen.

 

In Wien ansässig eilte Brahms der Ruf voraus, er selbst und seine Musik seien ausgesprochen melancholisch. Auf Joseph Hellmesberger (1828 - 1893), dem Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, geht das Bonmot zurück: „Wenn der Brahms einmal recht gut gelaunt ist, singt zu er ‚Das Grab ist meine Freude.

 

Eine besondere musikalische Gattung stellen Werke für zwei oder mehrere Soloinstrumente und Orchester dar, die sich im ausgehenden 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter der Bezeichnung Sinfonia concertante großer Beliebtheit erfreuten. Stets waren für eine Aufführung hervorragende Solisten ihres jeweiligen Instrumentes erforderlich. In dem Maße wie das Interesse an Aufführungen diesen von Bläsern dominierten konzertanten Symphonien abnahm, bürgerte sich der Begriff Tripelkonzert (Beethoven) oder Doppelkonzert ein. Von seiner fünften Italienreise im Sommer 1887 in die beschauliche Sommerresidenz in Thun im Berner Oberland zurückgekehrt notierte sich Brahmes erste kompositorische Einfälle für eine fünfte Symphonie, gedachte dann aber diese für ein Violoncello-Konzert zu verwerten, das er dem Cellisten Robert Hausmann (1852 - 1909) widmen wollte. Vorausgegangen waren die beiden Sonaten für Violoncello und Klavier Nr. 1 in e-maoll, opus 38 aus dem Jahre 1865 und Nr. 2 in F-dur, opus 99, die ein Jahr zuvor bereits in Thun entstanden war. Brahms Sympathie für das Violoncello geht auf eigene praktische Erfahrungen in früher Jugend zurück: „Es ist wenig bekannt, daß der junge Brahms einiges Geschick auf dem Cello entwickelte. 1895 teilte er dem berühmten Cellisten Julius Klengel [1859 - 1933] mit: ‚Sie müssen wissen, daß wir engere Kollegen sind. Als Knabe habe auch ich Cello gespielt und es sogar bis zu einem Rombergschen [Bernhard Romberg (1787 - 1841)] Konzert gebracht.”
(Bärenreiter Urtextausgabe dieser Sonate)

 

Die Hinzunahme der Violine und damit die Erweiterung der im Entstehen begriffenen Komposition zu einem Doppelkonzert für Violine. Violoncello und Orchester sollte der Brahms-Biographie von Max Kalbeck (1850 - 1921) folgend „den verlorenen Freund seiner Jugend wiedergewinnen helfen, und das Violoncell sich dabei als gefälliger Vermittler anbieten, das ganz persönliche Violoncell Robert Hausmanns, der den Meister um ein Konzertstück für sich gebeten hatte.

 

Robert Hausmann war seit 1879 Mitglied im Joachim-Quartett in Berlin und hatte zusammen mit Brahms dessen 2. Violoncello-Sonate am 22. November 1886 im kleinen Musikvereinssaal in Wien uraufgeführt. Eine weitere Aufführung fand im Frühjahr 1887 privat bei Amalie Joachim (1839 - 1899) geb. Schneeweiss statt. Bei dem verlorenen Brahms-Freund handelt es sich um den Geiger Joseph Joachim (1831 - 1907), der sich 1884 von seiner Frau hatte scheiden lassen. Da sich Brahms im Ehestreit auf die Seite von Amalie stellte ruhten die seit 1853 bestehenden freundschaftlichen Beziehungen. Unmittelbar nach Abschuss des Doppelkonzertes schrieb Brahms am 11. August 1887 an die Pianistin Helene Freifrau von Hildburg (1839 - 1923) geb. Franz: „Ich brauche absolute Einsamkeit, nicht sowohl um mir das Mögliche zu leisten, sondern um nur überhaupt an meine Sache zu denken. Das liegt an meinem Naturell, es ist aber auch sonst einfach zu erklären. (..) Wer nun, wie ich, Freude am Leben und an der Kunst außer sich hat, der ist nur zu geneigt, beides zu genießen - und Andres zu vergessen. Es möchte auch wohl das Richtige und Gescheiteste sein. Aber gerade jetzt, da ein neues größeres Werk vor mir liegt, freue ich mich doch ein wenig seiner und muß sagen: ich hätte es nicht geschrieben, wenn ich mich am Rhein und in Berchtesgaden noch so schön des Lebens gefreut hätte.”

 

Brahms Kalkül ging auf und eine erste Probe mit dem versöhnten Joachim, mit Hausmann und ihm selbst am Klavier fand am 21. September 1887 in Baden-Baden statt, gefolgt von einer weiteren zwei Tage später mit dem dortigen Kurorchester. Am 18. Oktober 1887 wurde das Werk im Gürzenichsaal in Köln mit den beiden Solisten und Johannes Brahms am Dirigentenpult uraufgeführt. Auch dieses Konzert fand - wie schon das Violinkonzert von Peter Tschaikowsky - vor den kritischen Ohren des Wiener Kritikerpapstes Eduard Hanslick (1825 - 1904) keine Gnade: „Dieses Kunstwerk dünkt mir jedoch mehr die Frucht eines großen combinatorischen Verstandes zu sein, als eine unwiderstehliche Eingebung schöpferischer Phantasie und Empfindung. Wir vermissen daran die Frische und Ursprünglichkeit der Erfindung, den melodischen und rhythmischen Zauber.”

 

Ungeachtet der kritischen Stimmen seiner Zeitgenossen und angesichts der wiedererlangten Freundschaft mit Joachim schätzte Brahms selbst sein Doppelkonzert als ein „Stück, das ich wohl zärtlicher als andere ansehen werde, der schönen Erinnerungen wegen, die es mir verschafft.”

Till Eulenspiegels lustige Streiche op.28 TrV 171**
Richard Gerog Strauss
Till Eulenspiegels lustige Streiche op.28 TrV 171**
Richard Gerog Strauss

Richard Strauss wurde auf den Till-Eulen-Spiegel-Stoff durch eine Aufführung der Oper Eulenspiegel von Cyrill Kistler (1848 - 1907) auf einen Text von August von Kotzebue (1781 - 1819) am 5. April 1889 in Würzburg angeregt. Er plante zunächst eine Oper mit dem Titel Till Eulenspiegel bei den Schildbürgern und fertigte dazu in Weimar im Zeitraum von 1893 bis 95 einen Textentwurf an. Seine inhaltliche Beschäftigung mit Eulenspiegel führte schließlich zur Komposition der symphonischen Dichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche. Nach alter Schelmenweise – in Rondeauform - für großes Orchester gesetzt. Seinem lieben freunde Dr. Arthur Seidl [1863 - 1929] gewidmet.

 

Zunächst verweigerte Strauss detaillierte Informationen über den Handlungsablauf und trug dann aber doch für einen Konzertführer des Münchner Komponisten und Musikschriftstellers Wilhelm Mauke (1867 - 1930) die folgenden Bemerkungen in dessen Partitur ein:

 

„Es war einmal ein Schalksnarr” (Takt 1)
„Namens ‚Till Eulenspiegel'” (Takt 7)
„Das war ein arger ‚Kobold'” (5 Takte vor Ziffer 3)
„Auf zu neuen Streichen!” (6 Takte vor Ziffer 6)
„Wartet nur, ihr Duckmäuser!” (2 Takte vor Ziffer 8)
„Hop! Zu Pferde mitten durch die Marktweiber” (7 Takte nach Ziffer 9)
„Mit Siebenmeilenstiefeln kneift er aus” (4 Takte vor Ziffer 11)
“In einem Mauseloch versteckt” (4 Takte nach Ziffer 11)
„Als Pastor verkleidet trieft er von Salbung und Moral” (8 Takte vor Ziffer 13)
„Doch aus dem großen Zehe guckt der Scheim hervor” (5 Takte nach Ziffer 13)
„Faßt ihn ob des Spottes mit der Religion doch ein heimliches Grauen an vor dem Ende” (Ziffer 14)
„Till als Kavalier zarte Höflichkeiten mit schönen Mädchen tauschend” (10 Takte vor Ziffer 15)
„Sie hat's ihm wirklich angethan!” (3 Takte vor Ziffer 16)
„Er wirbt um sie” (5 Takte nach Ziffer 16)
„Ein feiner Korb ist auch ein Korb!” (1. Takt vor Ziffer 17)
„Schwört Rache zu nehmen an der ganzen Menschheit” (7 Takte nach Ziffer 18)
„Philistermotiv” (Ziffer 20)
„Nachdem er den Philistern ein paar ungeheuerliche Thesen aufgestellt, überläßt er die Verblüfften ihrem Schicksal” (5 Takte vor Ziffer 22)
„Grimasse von weitem” (Ziffer 24)
„Till's Gassenhauer” (1 Takt vor Ziffer 26)
„Das Gericht” (Ziffer 38)
„Er pfeift gleichgiltig vor sich hin” (5 Takte nach Ziffer 38)
„Hinauf auf die Leiter! Da baumelt er, die Luft geht ihm aus, eine letzte Zuckung. Till's Sterbliches hat geendet.” (Ziffer 40)

 

Die Uraufführung fand am 5. November 1895 im Gürzenichsaal in Köln unter der Leitung von Franz Wüllner (1832 - 1902) statt.

 

Ferrucio Busoni (1866 - 1924) schrieb nach einer Aufführung an seine Frau: „Strauss's Eulenspiegel klang wie ein moderner Papa Haydn der in seiner naivsten Laune ist und die alten Wiener Aristrokraten die selbst mitspielen, zum Lachen bringt.

 

Aus französischer Sicht beurteilte Romain Rolland (1866 - 1944) wie folgt: „Hier ist das Bestreben von Strauß, mit einigen musikalischen Zeichnungen bald einen Charakter, bald einen Dialog, bald eine Situation, bald eine Landschaft oder einen Gedanken darzustellen, d.h. die verschiedensten und mannigfaltigsten Einfälle eines kapriziösen Geistes sind hier ganz besonders auffällig. Es ist wahr, daß er sich auf einige Volksthemen stützt, deren Sinn in Deutschland sehr leicht verstanden werden muß,und daß er sie nicht ganz, wie er angibt, in Rondoform entwickelt, sondern mit einer gewissen Logik: derart, daß abgesehen von einigen Grillen, die ohne Programm nicht zu entziffern sind, das Ganze trotzalledem von musikalischer Einheit ist. Die in Deutschland sehr beliebte Symphonie scheint mir weniger originell als die andern [Macbeth, Don Juan, Tod und Verklärung, Also sprach Zarathustra, Don Quichote, Ein Heldenleben] zu sein. Man möchte sie für einen sehr raffinierten Mendelssohn halten, mit merwürdigen Harmonien und kompliziertester Instrumentation.”
(Romain Rolland: Musiker von heute, Deutsch von Wilhelm Herzog.— München 1925, S. 164)

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Konzertflyer

nicht verfügbar

Besetzung

Dirigent - Fuad Ibrahimov

Violoncello - Meehae Ryo

Corona-Informationen für Veranstaltungen

Stand: 11/2021

3G+

Zutritt nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete mit negativem PCR-Test

FFP2-Masken Pflicht, auch am Sitzplatz

Mit Kontaktdaten registrieren oder Impfnachweis bereithalten

Mindestabstand 1,5m wahren (auch auf Wegen und im Toilettenbereich)

Kontaktbeschränkungen beachten

Nies- und Hustenetikette beachten

Händehygiene einhalten

Bei Krankheitszeichen auf einen Besuch verzichten

Auf Umarmungen und Händeschütteln verzichten

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