Sinfonietta Isartal Februar 2020
26.02.2020
20:00 Uhr
Loisachhalle, Wolfratshausen
26.02.2020
20:00 Uhr
Loisachhalle, Wolfratshausen

Programm

Violinkonzert D-dur, opus 77
Johannes Brahms
Violinkonzert D-dur, opus 77
Johannes Brahms

„Aimez-vous Brahms” war 1959 der Titel eines Roman-Bestsellers der französischen Autorin Francoise Sagan (1935 - 2004), der auch in Deutschland unter dem Titel „Lieben Sie Brahms?” zu einer Redewendung wurde, zugleich aber auch die Schwierigkeiten des Bildungsbürgertums mit der Musik des Komponisten zum Ausdruck brachte. Schon zu Lebzeiten galt die Musik des im Hamburger Gängeviertel am 7. Mai 1833 als Sohn eines Musikers geborenen Komponisten Johannes Brahms als nicht leicht rezipierbar, folgen wir den Ausführungen von Hermann Kretzschmar (1848 - 1924) in seinem Führer durch den Concertsaal aus dem Jahre 1887:

 

Brahms ist unter allen Sinfonikern unsers Jahrhunderts der Einzige, welcher Beethoven in der Logik und Oekonomie des Satzbaues, in der ununterbrochenen Gediegenheit des Materials und der Arbeit, in dem vornehmen Verzicht auf das Conventionelle erreicht. Seine Werke, naturgemäß die Sinfonien voran, sind deshalb auch nicht durchweg leicht zu geniessen.

 

In Hamburg war Eduard Marxsen (1806 - 1887) der Klavier- und Kompositionslehrer des Zehnjährigen aus Hamburgs Arme-Leute-Viertel. Brahms blieb diesem Lehrer sein Leben lang freundschaftlich verbunden und fragte ihn noch als etablierter Komponist immer wieder um Rat, wenn ihn Selbstzweifel plagten. Deshalb zögerte Johannes Brahms lange, bevor er in der Königsklasse der ernsten Musik mit seiner 1. Symphonie in c-moll, opus 68 an die Öffentlichkeit trat. Von 1862 bis 1876 arbeitete Brahms mit Unterbrechungen immer wieder an diesem Werk. Eine viel früher konzipierte Sonate für zwei Klaviere mutierte in einen Symphoniesatz, der wiederum in das 1. Klavierkonzert opus 15 aufgegangen war. Die Erstaufführung von Brahms erstem Klavierkonzert am 27. Januar 1859 in Leipzig nannte die Kritik ein Fiasko.

 

Die 1. Symphonie wurde jedoch am 4. November 1876 mit ansprechendem Erfolg in Karlsruhe erstmalig öffentlich aufgeführt und veranlasste ihn, unmittelbar an die Komposition der 2. Symphonie in D-dur, opus 73 zu gehen, die bereits im Sommer 1877 fertiggestellt war und am 30. Dezember 1877 mit den Wiener Philharmonikern unter Hans Richter (1843 - 1916) mit grandiosem Erfolg uraufgeführt wurde. Erst nach diesen Erfolgen als Symphoniker wandte sich Brahms wieder der Komposition eines Solokonzertes mit Orchester zu und schickte dem mit ihm seit 1853 befreundeten Geiger Joseph Joachim (1831 - 1907) am 22. August 1878 die Solostimme des ersten Satzes zur kritischen Durchsicht, denn anders als die von Brahms geschätzten kompositorischen Vorbilder Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) , Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) und Ludwig van Beethoven (1770 - 1827) verfügte Brahms nur über rudimentäre Fertigkeiten im Violinspiel. Im zunächst auf vier Sätze wie eine Symphonie angelegten Violinkonzert entfiel im Laufe des Entstehungsprozesses das Scherzo. Letzteres wurde nach Meinung des Brahms—Biografen Max Kalbeck (1850 - 1921) in das 2. Klavierkonzert in B-dur, opus 83 übernommen, das Eduard Marxen gewidmet ist:

Die Uraufführung von diesem Joseph Joachim gewidmeten Violinkonzert fand am 1. Januar 1879 im Leipziger Gewandhaus statt. Dem Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 3. Januar entnehmen wir auszugsweise die folgende Rezension von Moritz Vogel (1846 - 1911), Organist und selbst Komponist:

 

Was uns anbetrifft, so glauben wir, so weit in das Verständnis eingedrungen zu sein, um sagen zu können, daß Brahms in dem Concerte wieder ein herrliches Meisterwerk geschaffen hat. Der Eindruck, welchen die ersten beiden Sätze hinterlassen, muß schlechterdings als ein großartiger bezeichnet werden; leider ist der letzte Satz den andern nicht ebenbürtig weder an Umfang und Inhalt. Möchte der Meister hier noch einmal Hand ans Werk legen. Es wäre schade, wenn ein in seinen zwei ersten Abtheilungen so herrlich gediegenes Kunstwerk in seiner Gesammtwirkung beeinträchtigt würde durch einen der Würde des Ganzen nicht entsprechenden Schlußbau. Besondere Verehrung hegen wir schon jetzt für den ersten Satz (D dur). Was ist das für ein Leben; wie reich, wie mannigfaltig, wie grundverschieden von Dem, was man tagtäglich auf dem Markte des musikalischen Lebens erfährt! Bild reiht sich hier an Bild, eins immer packender als das andere. Nirgends eine Lücke, ein Gemeinplatz. Ueberall der große Zug, jenes Schöpfen aus dem Vollen, das erste und sicherste Zeichen einer genial angelegten Natur, Weniger großartig, aber nicht weniger stimmungsvoll als der erste ist der zweite, liedförmige Satz (F dur). Hier weiß der Componist besonders dem Orchester ein zauberhaftes Colorit zu verleihen. So ist z. B. die dem Gesange vorausgehende Instrumentaleinleitung von bestrickender Schönheit.

 

Weniger zustimmend fiel aus, was die in Leipzig erscheinende Allgemeine Musikalische Zeitung in ihrer Nr. 6 vom 5. Februar 1879 auf Spalte 93 innerhalb eines allgemeinen Berichts über die Gewandhauskonzerte im Januar veröffentlichte. Der ungenannte Autor lobte zunächst den Auftritt von Amalie Joachim (1839 - 1899) um wie folgt fortzufahren:

 

Kaum acht Tage vorher (am Neujahrstage) hatten wir das Vergnügen gehabt ihren Gatten wieder einmal zu hören (im elften Concert) und zwar mit der tadellos executirten Chaconne von Bach (..) und mit Br a h m s ' soeben beendetem Violinconcert. Brahms dirigierte selbst; man kann also annehmen, dass von einem Meister wie J o a c h i m gespielt und von einem Gewandhausorchester begleitet, das Werk in vorzüglicher Weise zur Darstellung gekommen ist. Ein Urtheil über die Composition muss ich vorläufig noch ablehnen - es versteht sich, dass Momente von höchster poetischer Schönheit darin sind -, bemerken will ich nur, dass die darin gehäuften Schwierigkeiten sogar Joachim zu schaffen machten.

 

Brahms Zweifel wurden sicherlich durch die teils reservierte Aufnahme des deutschen Konzertpublikums und durch zeitgenössische Musikkritiker genährt. Auf Hans von Bülow (1830 - 1894) geht das Bonmot zurück, es handele sich um ein Konzert nicht für, sondern gegen die Violine. Joachim hatte noch im Februar und März 1879 das Konzert dreimal in England mit großem Erfolg vorgetragen. Dennoch plagten Brahms immer noch Zweifel, wie aus einem Brief an Joachim im März hervorgeht:

Ist das Stück denn, kurz gesagt, überhaupt gut und praktisch genug, daß man es drucken lassen kann?

 

Im Todesjahr von Johannes Brahms, der am 3. April 1897 im 64. Lebensjahr in Wien verstarb, erschien in der Reihe Berühmte Musiker die illustrierte Biographie Johannes Brahms von Professor Dr. Heinrich Reimann (1850 - 1906), der von 1890 an Klavierbegleiter von Amalie Joachim in Berlin war. Ihm verdanken wir die folgende Analyse:

 

Die Anforderungen, die das Konzert an die Technik des Spielers, namentlich im doppelgriffigen Spiel stellt, sind enorm; nicht minder groß die Schwierigkeiten hinsichtlich des richtigen Verständnisses und der Auffassung. Heute ist es trotzdem eines der beliebtesten Stücke des Violinrepertoires geworden, ein Werk, das neben den Konzerten von Beethovens, Mendelssohns und Bruchs am meisten zu hören ist.

 

In Wien eilte Brahms der Ruf voraus, er selbst und seine Musik seien ausgesprochen melancholisch. Joseph Hellmesberger (1828 - 1893), der Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, witzelte: «Wenn der Brahms einmal recht gut gelaunt ist, singt er ‚Das Grab ist meine Freude'.» Im Gegensatz dazu ist der dritte Satz des Violinkonzertes mit der Vortragsbezeichnung Allegro giocoso, ma non troppo vivace überschrieben. Den heiteren Charakter dieses Satzes betont Hans Renner (1901 - 1971) in seinem bis heute populären Konzertführer:

 

Probleme gibt das prachtvolle Rondo nicht auf. Wohl in erster Linie seinem schwungvollen, ungarisch gefärbten Hauptthema verdankt das Violinkonzert seine Volkstümlichkeit.

Symphonie Nr. 4 in d-moll, opus 120
Robert Schumann
Symphonie Nr. 4 in d-moll, opus 120
Robert Schumann

Eduard Hanslick (1825 - 1904) besuchte als Student der Rechte das Ehepaar Robert (1810 - 1856) und Clara Schumann (1819 - 1896) geb. Wieck 1846 in Dresden, wo er mit dem Komponisten nur schwer ins Gespräch kam. Schließlich fragte der junge Musikkritiker, ob Schumann mit Richard Wagner (1813 —1883) verkehre. Die Antwort lautete:

 

„Nein, für mich ist Wagner unmöglich; er ist gewiß ein geistreicher Mensch, aber er redet in einemfort. Man kann doch nicht immer reden.”

 

Am nächsten Tag traf Hanslick Wagner, der ihm über Schumann folgendes berichtete:

 

„Wir stehen äußerlich gut miteinander; aber mit Schumann kann man nicht verkehren; er ist ein unmöglicher Mensch, er redet gar nichts. Bald nach meiner Ankunft aus Paris besuchte ich ihn, erzählte ihm eine Menge interessanter Dinge über die Pariser Oper, die Konzerte, die Komponisten - Schumann sah mich immer unbeweglich an oder schaute in die Luft und sagte kein Wort. Da bin ich aufgesprungen und fortgelaufen. Ein unmöglicher Mensch.”

 

Zu diesem Zeitpunkt war Schumann bereits ein renommierter Komponist, seit fünf Jahren mit Clara Wieck verheiratet, war 1841 bereits die 1. Symphonie in B-dur, opus 38 entstanden, die von ihm selbst den Beinamen Frühlingssymphonie erhielt. Im von der Schumann-Forschung so genannten Symphonienjahr komponierte er außerdem die Symphonette und seine 2. Symphonie in d-moll. Beide Werke wurden in Clara Schumanns Konzert am 6. Dezember 1841 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung des Konzertmeisters Ferdinand David (1810 - 1873) uraufgeführt. Die Allgemeine Musikalische Zeitung berichtete in Nr. 51 vom 22. Dezember 1841 ausführlich über die beiden Orchesterwerke Ouvertüre, Scherzo und Finale E-dur, opus 52 und über die Symphonie in d—moll:

 

„Herr Dr. Robert Schumann hat uns in diesem Konzert wieder mit einigen seiner grösseren Orchesterkomposizionen bekannt gemacht. (...) Herr Schumann hat nun seit dieser Zeit zwei umfangreiche Orchesterwerke wieder geschrieben, und dadurch bewiesen, dass es ihm weder an innerem Drange zur Komposizion, noch an Fleiss und Gewandtheit, demselben zu genügen,fehlt. Wie dies unstreitig ein Beweis wirklichen Talents ist, so liegt aber auch zugleich die Gefahr sehr nahe, flüchtig in der Arbeit und einseitig in der Geschmacksrichtung zu werden, denn der Eifer zum Schaffen macht nur zu leicht unzugänglich für bildende Einflüsse von Aussen und mindert die Strenge der eigenen Kritik, die doch allein auch den Begabtesten in seinen Leistungen wahrhaft zu fördern vermag. (...) Fast dieselben Verhältnisse sind auch bei der zweiten Symphonie vorhanden, deren Sätze (was Mendelssohn schon in seiner Sinfonie-Kantate sehr glücklich eingeführt hat) unmittelbar zusammenhängen, so zu sagen einer in den andern übergehen. In allen Sätzen finden sich gute Gedanken, die Anlage ist überall glücklich erfunden und mit Geschmack gezeichnet, ja es kommen fertige und gelungene Einzelheiten vor, die wirklich vortrefflich sind, aber auch hier verlangt man eben dieser trefflichen Einzelheiten wegen noch höhere Vollendung in Gehalt und Form, zu der alle Sätze reiche Keime in sich tragen.”

 

Weitere Aufführungen seiner D-moll-Symphonie ergaben sich nicht und auch der Verlag C. F. Peters zeigte 1843 kein Interesse an die Inverlagnahme dieses Werkes. In die Dresdner Zeit fällt die Komposition der Symphonie in C-dur, opus 61, die am 5. November 1846 unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartoldy (1809 - 1847) innerhalb der Leipziger Gewandhauskonzerte uraufgeführt und am 16. November wiederholt wurde. Als Schumanns 2. Symphonie erschien sie 1848 in der Musikalienhandlung von Carl Friedrich Whistling (1788 - 1855) in Leipzig im Druck.

 

Von 1850 an war Schumann Musikdirektor in Düsseldorf. Dort forderte ihn das Konzertkomitee auf, auch seine eigenen Symphonien aufzuführen. In einem Schaffensrausch von nur sechs Wochen vollendete Schumann am 9. Dezember 1850 seine 3. Symphonie in Es-dur, opus 97, die Rheinische. Sie wurde am 6. Februar 1851 unter Schumanns Leitung uraufgeführt und am 13. März Auf Verlangen wiederholt. Schumann nahm diese Aufführungen zum Anlass sich seine ursprünglich 2. Symphonie aus dem Jahre 1841 wieder vorzunehmen und die Instrumentation vor allem im Blechbläserbereich zu verstärken. In dieser Fassung von 1851 wurde sie als 4. Symphonie in d-moll, opus 120 in das Werkverzeichnis aufgenommen und Joseph Joachim gewidmet, der das Manuskript als Geschenk erhielt. Die Uraufführung dieser Fassung erfolgte unter der Leitung des Komponisten am 3. März 1853 in Düsseldorf. Eine weitere Aufführung am 15. Mai desselben Jahres hatte anlässlich des Niederrheinischen Musikfestes einen enthusiastischen Erfolg. Die Erstfassung von 1841 besaß Johannes Brahms, der diese mehr schätzte als die 10 Jahre später entstandene Überarbeitung. Nach seinem gescheiterten Selbstmordversuch am 27. Februar 1854 ließ sich Robert Schumann am 4. März in die Heil— und Pflegeanstalt Endenich bei Bonn einweisen, wo er am 29. Juli 1856 verstarb.

 

Ursprünglich hatte Schumann für seine D-moll-Symphonie die Überschrift Sinfonistische Phantasie für großes Orchester vorgesehen, weshalb der Musikforscher Hermann Abert (1871 — 1927) in seiner Schumann-Biografie von 1903 diese Orchester-Phantasien entsprechend interpretiert:

 

Mit diesen hat sie gemein die freie, improvisatorische Form, die deutlich erkennbare Beziehung auf poetische Bilder, die dem Komponisten da und dort vorschwebten, endlich den wildleidenschaftlichen Ton, der aus den Allegrosätzen spricht. Auf eine latent zugrunde liegende poetische Idee deutet auch die Wiederverwendung gewisser Motive in den verschiedenen Sätzen hin; die bewußte, sorgfältige Art, wie diese Wiederkehr zumeist eingeleitet wird, geht auf irgendeinen poetischen Grundgedanken zurück.

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Konzertflyer

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Besetzung

 

Dirigent - Simon Edelmann

Violine - Sophia Herbig

Corona-Informationen für Veranstaltungen

Stand: 11/2021

3G+

Zutritt nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete mit negativem PCR-Test

FFP2-Masken Pflicht, auch am Sitzplatz

Mit Kontaktdaten registrieren oder Impfnachweis bereithalten

Mindestabstand 1,5m wahren (auch auf Wegen und im Toilettenbereich)

Kontaktbeschränkungen beachten

Nies- und Hustenetikette beachten

Händehygiene einhalten

Bei Krankheitszeichen auf einen Besuch verzichten

Auf Umarmungen und Händeschütteln verzichten

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